Montag, 26. Dezember 2022

Weihnachten - Vortrag von Abdrushin - Zeitverschiebung

Kurz möchte ich, Johanna AMO, vorausschicken, dass, bedingt durch die Zeitverschiebungen durch viele Jahrhunderte hindurch, das wahre Weihnachtsfest nicht mehr am 24.ten Dezember eines Jahres, sondern am 29.ten Dezember stattfindet.


Hier der Beitrag: Weihnachten - von Abdrushin - aus der Gralsbotschaft - Im Lichte der Wahrheit

Weihenacht! Jauchzendes Singen in jubelndem Dank durchflutete einst alle Ebenen der Schöpfung, als der Gottsohn Jesus in dem Stall zu Bethlehem geboren ward, und Hir­ten auf den Feldern, denen während dieser freudigen Erschütterung des Alls die Binde von den geistigen Augen genommen wurde, damit sie zeugen konnten für das uner­messliche Geschehen, um die Menschen aufmerksam darauf zu machen, sanken furcht­sam auf die Knie, weil sie von dem für sie Neuen, Unfassbaren überwältigt waren.

            Furcht war es bei den Hirten, die vorübergehend zu dem Zwecke hellsehend und auch hellhörend gemacht wurden. Furcht vor der Größe des Geschehens, vor der All­macht Gottes, die sich dabei zeigte! Aus diesem Grunde sprach der Künder aus den lichten Höhen auch zuerst beruhigend zu ihnen: »Fürchtet Euch nicht!«

            Das sind die Worte, die Ihr immer wieder finden werdet, wenn ein Künder aus den lichten Höhen zu den Menschen spricht; denn es ist Furcht, was Erdenmenschen beim Erschauen und beim Hören hoher Künder stets zuerst empfinden, hervorgerufen durch den Druck der Kraft, der sie in solchen Augenblicken auch etwas geöffnet sind.

            Zum kleinsten Teile nur; denn etwas mehr davon müsste sie schon erdrücken und verbrennen. Und doch sollte es Freude sein, nicht Furcht, sobald des Menschen Geist nach lichter Höhe strebt. Nicht aller Menschheit wurde dieses offenbar in der Heiligen Nacht! Außer den Stern, der sich grobstofflich zeigte, sah von den Erdenmenschen niemand diesen lichten Künder und die lichten Scharen, welche um ihn waren. Nie­mand sah und hörte als die wenigen der dazu auserwählten Hirten, die in ihrer Ein­fachheit und der Naturverbundenheit am leichtesten dafür geöffnet werden konnten. Und niemals anders können sich so große Kündungen auf Erden hier vollziehen als durch wenige dazu Auserwählte!

            Daran denket allezeit; denn die Gesetzmäßigkeit in der Schöpfung kann nicht aufge­hoben werden Euretwegen. Bauet also keine Phantasiegebilde auf für mancherlei Geschehen, die nie so sein können, wie Ihr es Euch denkt! Das sind stille Forderungen, welche niemals wahren Überzeugungen entspringen, sondern sie sind ein Zeichen des versteckten Unglaubens und einer Geistesträgheit, die mein Wort der Botschaft nicht so aufgenommen hat, wie dieses es verlangt, um lebendig in dem Menschengeiste wer­den zu können.

            Damals glaubte man den Hirten, wenigstens für eine kurze Zeit. Heute werden der­artige Menschen nur verlacht, für überspannt gehalten oder gar noch für Betrüger, wel­che irdisch Vorteile dadurch erreichen wollen, weil die Menschheit viel zu tief gesun­ken ist, um Rufe aus den lichten Höhen noch für echt nehmen zu können, namentlich, wenn sie sie selbst nicht hören und auch selbst nichts schauen können.

            Glaubt Ihr denn, Menschen, dass nun Gott um dieses Eures tiefen Sturzes wegen die vollkommenen Gesetze in der Schöpfung umstößt, nur um Euch zu dienen, Eure Fehler selbst zu überbrücken, Eure Geistesträgheit auszugleichen? Die Vollkommenheit sei­ner Gesetze in der Schöpfung ist und bleibt stets unantastbar, unveränderlich; denn sie tragen den Heiligen Willen Gottes! So werden sich nun auch die großen Kündungen, die Ihr erwartet, nie anders auf der Erde hier vollziehen können als in jener Form, die Ihr schon lange kennt, die Ihr auch anerkennt, sofern sie weit zurückliegen.

            Ein sogenannter guter Christ würde den Menschen ohne weiteres mit Gotteslästerer bezeichnen und einen großen Sünder in ihm sehen, der es wagen wollte, zu behaupten, die Verkündung der Geburt des Gottessohnes Jesus an die Hirten sei ein Märchen. Doch der gleiche gute Christ weist die Verkündungen jetziger Zeit zurück mit eifernder Entrüstung, trotzdem diese auf gleiche Weise durch dazu Begnadete gegeben sind, und nennt die Überbringer ohne weiteres auch Gotteslästerer, in den günstigsten Fällen vielleicht nur Phantasten oder Angekränkelte, vielfach Irregeleitete. Überlegt Euch aber selbst, wo ist da ein gesundes Denken, wo strenge Folgerung und wo Gerechtig­keit?

            Einseitig und krankhaft begrenzt sind diese Anschauungen strenger Gläubigen, wie sie sich gerne selbst bezeichnen. Doch in den meisten Fällen ist es Trägheit ihres Geis­tes und die daraus immer folgernde menschliche Dünkelhaftigkeit der geistig Schwa­chen, die Mühe haben, sich wenigstens zum Schein noch an einen einmal erlernten, niemals aber wirklich in sich erlebten Punkt früheren Geschehens krampfhaft anzu­klammern, zu einem Fortschreiten ihres Geistes aber überhaupt nicht fähig sind und deshalb alle neuen Offenbarungen ablehnen. Wer von den Gläubigen hat überhaupt die Größe Gottes schon erahnt, welche in dem Geschehen liegt, das sich in jener Weihen­acht durch die Geburt des Gottessohnes still vollzog. Wer ahnt die Gnade, die der Erde damit als Geschenk zu Teil geworden ist!

            Damals war Jubel in den Sphären, heute Trauer. Nur auf der Erde sucht so mancher Mensch sich eine Freude zu bereiten oder anderen. Doch dies ist alles nicht in jenem Sinne, wie es sein müsste, wenn das Erkennen oder überhaupt der wahre Gottbegriff im Menschengeist sich regen würde. Bei der geringsten Ahnung von der Wirklichkeit würde es allen Menschen wie den Hirten gehen, ja, es könnte ob der Größe gar nicht anders sein: sie würden sofort auf die Knie sinken … aus Furcht! Denn im Erahnen müsste ja die Furcht als erstes machtvoll auferstehen und den Menschen niederzwin­gen, weil mit dem Erahnen Gottes auch die große Schuld sich zeigt, welche der Mensch auf Erden auf sich lud, allein in seiner gleichgiltigen Art, wie er die Gottes­gnaden für sich nimmt und nichts im Dienste Gottes wirklich dafür tut!

            Wie sonderbar ist es doch, dass ein jeder Mensch, welcher das Weihnachtsfest so einmal ausnahmsweise so richtig einmal auf sich wirken lassen will, versucht, sich dabei in die Kindheit zu versetzen! Das ist doch deutlich genug als ein Zeichen dafür anzusehen, dass er gar nicht fähig ist, als ein Erwachsener das Weihnachtsfest mit der Empfindung zu erleben! Es ist Beweis dafür, dass er etwas verloren hat, was er als Kind besaß! Warum gibt das den Menschen nicht zu denken!

            Wieder ist es Geistesträgheit, die sie daran hindert, sich mit diesen Dingen ernstlich zu befassen. »Das ist für Kinder«, denken sie, und die Erwachsenen haben dazu gar keine Zeit! Sie müssen Ernsteres durchdenken. Ernsteres! Mit diesem Ernsteren mei­nen sie nur die Jagd nach Erdendingen, also Arbeit des Verstandes! Der Verstand drängt schnell Erinnerungen weit zurück, um nicht den Vorrang zu verlieren, wenn der Empfindung einmal Raum gegeben wird! In allen diesen anscheinend so kleinen Tat­sachen würden die größten Dinge zu erkennen sein, wenn der Verstand nur Zeit dazu gewährt. Aber er hat die Oberhand und kämpft darum mit aller List und Tücke.

            Das heißt, nicht er, sondern in Wirklichkeit kämpft das, was ihn als Werkzeug nützt und hinter ihm sich birgt: das Dunkel! Es will das Licht nicht finden lassen in Erinne­rungen. Und wie der Geist darnach verlangt, das Licht zu finden, neue Kraft aus ihm zu schöpfen, erkennt Ihr daran, dass mit den Erinnerungen an des Kindes Weihenacht auch eine unbestimmte, fast wehe Sehnsucht erwacht, die viele Menschen vorüberge­hend weich zu stimmen fähig ist. Dieses Weichstimmen könnte der beste Boden zum Erwachen werden, wenn er genützt würde, sofort und auch mit aller Kraft!

            Aber leider kommen die Erwachsenen dabei nur noch in Träumereien, wobei die aufsteigende Kraft vergeudet wird, verspielt. Und in den Träumereien geht auch die Gelegenheit vorüber, ohne Nutzen bringen zu können oder verwendet worden zu sein. Selbst wenn so mancher Mensch dabei einige Tränen fließen lässt, er schämt sich derer, sucht sie zu verbergen, rafft sich auf mit einem körperlichen Ruck, in dem so oft ein unbewusster Trotz erkennbar wird. Wie vieles könnten Menschen bei dem allem lernen. Nicht umsonst webt sich in die Erinnerungen an die Kindheit eine leise Weh­mut mit hinein. Es ist das unbewusste Nachempfinden, dass etwas verloren ist, was eine Leere hinterlassen hat, Unfähigkeit, noch kindlich zu empfinden.

            Ihr aber habt doch sicher oft bemerkt, wie herrlich und erfrischend jeder Mensch allein durch seine Gegenwart im stillen wirkt, dem aus den Augen hier und da ein kind­lich Leuchten springt. Der Erwachsene darf nicht vergessen, dass das Kindliche nicht kindisch ist. Nun wisst Ihr aber nicht, woher das Kindliche so wirken kann, was es überhaupt ist! Und warum Jesus sagte: »Werdet wie die Kinder!«

            Um zu ergründen, was kindlich ist, müsst Ihr erst klar darüber sein, dass das Kindli­che durchaus nicht an das Kind an sich gebunden ist. Ihr kennt doch sicherlich selbst Kinder, denen das eigentlich schöne Kindliche fehlt! Es gibt also Kinder ohne Kind­lichkeit! Ein boshaftes Kind wird nie kindlich wirken, ebensowenig ein ungezogenes, eigentlich unerzogenes! Daraus ergibt sich klar, dass Kindlichkeit und Kind zwei für sich selbständige Dinge sind.

            Das, was auf Erden kindlich heißt, ist ein Zweig der Wirkung aus der Reinheit! Reinheit in höherem, nicht nur irdisch-menschlichem Sinne. Der Mensch, welcher im Strahl göttlicher Reinheit lebt, welcher dem Strahl der Reinheit in sich Raum gewährt, hat damit auch das Kindliche erworben, sei es nun noch im Kindesalter oder schon als ein Erwachsener. Kindlichkeit ist Ergebnis der inneren Reinheit, oder das Zeichen, dass sich ein solcher Mensch der Reinheit ergeben hat, ihr dient. Das sind ja alles nur verschiedene Ausdrucksarten, in Wirklichkeit aber immer dasselbe.

            Also nur ein in sich reines Kind kann kindlich wirken, und ein Erwachsener, der Reinheit in sich hegt. Deshalb wirkt er erfrischend und belebend, erweckt auch Ver­trauen! Und wo die wahre Reinheit ist, kann auch die echte Liebe Einzug halten; denn die Gottesliebe wirkt im Strahl der Reinheit. Der Strahl der Reinheit ist ihr Weg, auf dem sie schreitet. Sie wäre nicht imstande, einen anderen zu gehen.

            Wer nicht den Strahl der Reinheit in sich aufgenommen hat, zu dem kann sich nie­mals der Strahl der Gottesliebe finden! Seid dessen immer eingedenk und bringt als Weihnachtsgabe Euch den festen Vorsatz, der Reinheit sich zu öffnen, dass zum Feste des Strahlenden Sternes, welches das Fest der Rose in der Gottesliebe ist, der Strahl der Liebe auf dem Weg der Reinheit zu Euch dringen kann!

            Dann habt Ihr dieses Fest der Weihenacht so recht gefeiert, wie es nach dem Willen Gottes ist! Ihr bringt damit den wahren Dank für Gottes unfassbare Gnade, die er mit der Weihenacht der Erde immer wieder gibt! Der Gottesdienste viele werden heute abgehalten, zur Erinnerung an die Geburt des Gottessohnes.

            Durcheilt im Geiste oder auch in der Erinnerung die Kirchen aller Arten, lasst Euere Empfindung dabei sprechen und Ihr werdet Euch entschieden abwenden von den Zusammenkünften, die man Gottesdienste nennt! Im ersten Augenblicke ist der Mensch erstaunt, dass ich in dieser Weise spreche, er weiß nicht, was ich damit sagen will.

            Das alles aber nur, weil er sich bisher nie so weit bemühte, einmal nachzudenken über das Wort »Gottesdienst« und dann einen Vergleich zu stellen mit den Vorgängen, die man mit Gottesdienst bezeichnet. Ihr nahmt es einfach hin wie vieles, was gewohn­heitsmäßig seit Jahrhunderten besteht. Und doch ist das Wort »Gottesdienst« so ein­deutig, dass es in falschem Sinne gar nicht angewendet werden kann, wenn der Mensch nicht Gewohnheit der Jahrhunderte gleichgiltig immer wieder anstandslos entgegen­nimmt und weiterführt.

            Was jetzt als Gottesdienst bezeichnet wird, ist in dem besten Falle ein Gebet, ver­bunden mit menschlichen Ausdeutungsversuchen jener Worte, die als vom Gottessohn gesprochen später erst von Menschenhand geschrieben sind. An dieser Tatsache ist nichts zu ändern, kein Mensch kann derartigen Äußerungen widersprechen, wenn er ehrlich bleiben will gegen sich selbst und gegen das, was tatsächlich geschehen ist. Vor allen Dingen, wenn er nicht zu träge bleibt, darüber gründlich nachzudenken, und nicht leere Schlagreden als ihm von anderen gegeben zur Selbstentschuldigung gebraucht.

            Und doch ist nun gerade das Wort »Gottesdienst« in seiner Art viel zu lebendig und spricht durch sich selbst so deutlich zu den Menschen, dass es bei nur einiger Empfin­dung kaum verwendet werden könnte für die Art, die man nun heute noch damit bezeichnet, trotzdem der Erdenmensch sich als weit vorgeschritten wähnt. Lebendig muss der Gottesdienst sich nun gestalten, wenn das Wort zur Wirklichkeit erstehen soll mit allem, was es in sich trägt. Es muss sich in dem Leben zeigen.

            Wenn ich frage, was Ihr Menschen unter Dienst versteht, also unter dem Dienen, so wird nicht einer sein, der anders darauf antwortet als mit dem Worte: arbeiten! Das liegt ganz klar schon in dem Worte »Dienst«, und etwas anderes kann man sich dabei gar nicht denken. Der Gottesdienst auf Erden ist natürlich auch nichts anderes, als in dem Sinne der Gesetze Gottes auf der Erde hier zu arbeiten, sich irdisch darin schwin­gend zu betätigen.

            Den Willen Gottes auf der Erde umzusetzen in die Tat! Und daran fehlt es überall! Wer sucht denn Gott zu dienen in der Erdentätigkeit. Ein jeder denkt dabei nur an sich selbst, zum Teil an die, welche ihm irdisch nahestehen. Aber er glaubt, Gott zu dienen, wenn er zu ihm betet!

            Überlegt Euch doch nur einmal selbst, worin nun eigentlich das Gottesdienen dabei liegt? Es ist doch viel mehr alles andere als dienen! So ist der eine Teil des heute soge­nannten Gottesdienstes, welcher das Gebet umschließt. Der andere, die Ausdeutung des Wortes, das von Menschenhand geschrieben worden ist, kann wiederum doch nur als Lernen angesehen werden für die, welche sich wirklich dabei mühen, ein Verständ­nis davon zu gewinnen.

            Die Gleichgiltigen und die Oberflächlichen kommen ja sowieso nicht in Betracht. Gar nicht mit Unrecht spricht man, einen Gottesdienst »besuchen«, oder diesem »bei­wohnen«. Das sind die rechten Ausdrücke dafür, die für sich selbst sprechen! Gottes­dienst soll der Mensch aber selbst ausführen und nicht abseits dabei stehen. »Bitten« ist nicht Dienen; denn beim Bitten will der Mensch gewöhnlich etwas von Gott haben, da soll Gott etwas für ihn tun, was ja schließlich weit entfernt ist vom Begriffe »Die­nen«.

            Es hat also das Bitten und Gebet mit einem Gottesdienste nichts zu tun. Das wird wohl ohne weiteres verständlich sein für jeden Menschen. Es muss doch Sinn in allem liegen, was ein Mensch auf Erden tut, er kann die ihm geschenkte Sprache nicht miss­brauchen, wie er will, ohne dass es ihm Schaden bringen würde. Dass er sich keine Kenntnisse erwarb über die Macht, die auch im Menschenworte ruht, vermag ihn nicht davor zu schützen.

            Es ist sein Fehler, wenn er es versäumt! Und er ist dann den Auswirkungen einer falschen Wortanwendung unterworfen, was für ihn zur Hemmung wird anstatt zur För­derung. Das selbsttätige Weben aller Schöpfungsurgesetze macht nicht halt und zögert nicht vor den Versäumnissen der Menschen, sondern alles in der Schöpfung Eingesetz­te geht seinen Gang in unentwegtester Genauigkeit.

            Das ist es, was die Menschen nie bedenken und deshalb auch zu ihrem Schaden nicht beachten. Selbst in den kleinsten, unscheinbarsten Dingen wirkt es sich immer entsprechend aus. Die an sich falsche Bezeichnung der Zusammenkünfte unter dem Namen »Gottesdienst« hat auch viel dazu beigetragen, dass der wahre Gottesdienst von den Menschen nicht zur Ausführung gebracht wurde, da ein jeder glaubte, schon genug getan zu haben, wenn er einem solchen Gottesdienste beiwohnte, der niemals rechter Gottesdienst gewesen ist. –

            Nennt die Zusammenkünfte eine Stunde gemeinsamer Gottverehrung, das würde dem Sinne wenigstens näherkommen und bis zu einem gewissen Grade auch die Ein­setzung von Sonderstunden dazu rechtfertigen, trotzdem die Gottverehrung auch in jedem Blicke, allem Denken und Tun liegen und zum Ausdruck kommen kann.

            So mancher Mensch wird wohl nun denken, dass dies gar nicht möglich ist, ohne gekünstelt zu erscheinen, zu gewollt. Dem ist jedoch nicht so. Je mehr die wahre Gott­verehrung zum Durchbruch kommt, desto natürlicher wird der Mensch werden in allem seinem Tun, sogar in seinen einfachsten Bewegungen. Er schwingt dann in ehrlichem Dank zu seinem Schöpfer und genießt die Gnaden in der reinsten Form. Versetzt Euch heute nun, zum Fest der Weihenacht, in irgendeinen der irdischen Gottesdienste. Jubelnder Dank, Glückseligkeit sollte in jedem Worte schwingen für die Gnade, wel­che Gott den Menschen einst damit erwies. Soweit man diese Gnade unter Menschen überhaupt zu schätzen weiß; denn ganz die eigentliche Größe zu erfassen, bringt der Menschengeist nicht fertig.

            Doch da sucht man vergebens überall. Der frohe Aufschwung zu den lichten Hohen fehlt! Von Dankesjubel keine Spur. Oft macht sich sogar noch ein Druck bemerkbar, welcher seinen Ursprung in Enttäuschung hat, die sich der Mensch nicht zu erklären weiß. Nur eins ist überall zu finden, etwas, was die Art der Gottesdienste jeglicher Bekenntnisse wie mit dem schärfsten Griffel eingemeißelt wiedergibt, kennzeichnet oder zu der hörbaren Verkörperung all dessen zwingt, was in dem Gottesdienste schwingt: durch alle predigenden Stimmen zieht es leiernd wie ein wehmütiger Klang, der in der andauernden Wiederholung müde macht und wie ein grauer Schleier sich auf einschlafende Seelen legt.

            Trotzdem klingt es dabei auch manchmal wie verstecktes Klagen um etwas Verlore­nes! Oder um Nichtgefundenes! Gehet selbst hin und höret. Überall werdet Ihr dieses Sonderbare, Auffallende finden! Es ist den Menschen nicht bewusst, sondern, mit den Gebrauchsworten zu sprechen: es ergibt sich so! Und darin ruht Wahrheit. Es ergibt sich von dem Redner ungewollt und zeigt ganz deutlich, in welcher Art das Ganze schwingt. Von freudigem Aufwärtsschwingen kann da keine Rede sein, auch nicht von flammendem Emporlodern, sondern es ist wie trübes, mattes Schwelen, das die Kraft nicht aufbringt, frei nach oben durchzustoßen.

            Wo sich der Sprechende dabei nicht von dem trüben, matten Schwingen dieser Got­tesdienste »tragen« lässt, wenn er von diesem unberührt verbleibt, was gleichbedeutend wäre mit gewisser Lauheit oder mit bewusstem Abseitsstehen, dort werden alle Worte salbungsvoll erscheinen, was tönendem Erze gleichzuachten ist, kalt, ohne Wärme, ohne Überzeugung.

            In beiden Fällen fehlt die Glut der Überzeugung, fehlt die Kraft sieghaften Wissens, das in jubelndem Frohlocken allen Nebenmenschen davon künden will! Wenn wie in dem Worte »Gottesdienst« eine irreführende Bezeichnung angewendet wird für etwas, dessen Inhalt anders ist, als das Wort besagt, so wirkt sich dieser Fehler aus.

            Die Kraft, die dabei sein könnte, wird schon von vornherein durch Anwendung einer falschen Bezeichnung zerbrochen, es kann kein eigentliches, einheitliches Schwingen aufleben, weil durch das bezeichnende Wort ein anderer Begriff entstand, der sich dann nicht erfüllt. Es steht die Durchführung des Gottesdienstes im Widerspruch zu dem, was in dem innersten Empfinden eines jeden Menschengeistes das Wort »Gottes­dienst« als Bild erstehen lässt.

            Geht hin und lernet, und Ihr werdet bald erkennen, wo Euch wahres Lebensbrot geboten wird. Vor allen Dingen nützet die gemeinsamen Zusammenkünfte als die Stunden weihevoller Gottverehrung. Gottesdienst aber zeigt in dem ganzen Wirken Eures Seins, im Leben selbst; denn damit sollt Ihr Eurem Schöpfer dienen, dankbar, jubelnd für die Gnade, sein zu dürfen! Macht alles, was Ihr denkt und tut, zu einem Gottesdienen! Dann wird es Euch den Frieden bringen, den Ihr Euch ersehnt. Und wenn die Menschen Euch auch arg bedrängen, sei es nun aus Neid, aus Bosheit oder niedrigen Gepflogenheiten, Ihr tragt den Frieden in Euch immerdar, und er wird Euch zuletzt auch alles Schwere überwinden lassen!




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