Hier der Beitrag: Weihnachten - von Abdrushin - aus der Gralsbotschaft - Im Lichte der Wahrheit
Weihenacht! Jauchzendes
Singen in jubelndem Dank durchflutete einst alle Ebenen der Schöpfung, als der
Gottsohn Jesus in dem Stall zu Bethlehem geboren ward, und Hirten auf den
Feldern, denen während dieser freudigen Erschütterung des Alls die Binde von
den geistigen Augen genommen wurde, damit sie zeugen konnten für das unermessliche
Geschehen, um die Menschen aufmerksam darauf zu machen, sanken furchtsam auf
die Knie, weil sie von dem für sie Neuen, Unfassbaren überwältigt waren.
Furcht war es bei den Hirten, die vorübergehend zu
dem Zwecke hellsehend und auch hellhörend gemacht wurden. Furcht vor der Größe
des Geschehens, vor der Allmacht Gottes, die sich dabei zeigte! Aus diesem
Grunde sprach der Künder aus den lichten Höhen auch zuerst beruhigend zu ihnen:
»Fürchtet Euch nicht!«
Das
sind die Worte, die Ihr immer wieder finden werdet, wenn ein Künder aus den lichten
Höhen zu den Menschen spricht; denn es ist Furcht, was Erdenmenschen beim Erschauen
und beim Hören hoher Künder stets zuerst empfinden, hervorgerufen durch den Druck
der Kraft, der sie in solchen Augenblicken auch etwas geöffnet sind.
Zum kleinsten Teile nur; denn etwas mehr davon müsste sie
schon erdrücken und verbrennen. Und doch sollte es Freude sein, nicht Furcht,
sobald des Menschen Geist nach lichter Höhe strebt. Nicht aller Menschheit
wurde dieses offenbar in der Heiligen Nacht! Außer den Stern, der sich
grobstofflich zeigte, sah von den Erdenmenschen niemand diesen lichten Künder
und die lichten Scharen, welche um ihn waren. Niemand sah und hörte als die
wenigen der dazu auserwählten Hirten, die in ihrer Einfachheit und der
Naturverbundenheit am leichtesten dafür geöffnet werden konnten. Und niemals
anders können sich so große Kündungen auf Erden hier vollziehen als durch
wenige dazu Auserwählte!
Daran denket allezeit; denn die Gesetzmäßigkeit in der Schöpfung
kann nicht aufgehoben werden Euretwegen. Bauet also keine Phantasiegebilde auf
für mancherlei Geschehen, die nie so sein können, wie Ihr es Euch denkt!
Das sind stille Forderungen, welche niemals wahren Überzeugungen entspringen,
sondern sie sind ein Zeichen des versteckten Unglaubens und einer
Geistesträgheit, die mein Wort der Botschaft nicht so aufgenommen hat,
wie dieses es verlangt, um lebendig in dem Menschengeiste werden zu können.
Damals glaubte man den Hirten, wenigstens für eine
kurze Zeit. Heute werden derartige Menschen nur verlacht, für überspannt
gehalten oder gar noch für Betrüger, welche irdisch Vorteile dadurch erreichen
wollen, weil die Menschheit viel zu tief gesunken ist, um Rufe aus den lichten
Höhen noch für echt nehmen zu können, namentlich, wenn sie sie selbst nicht
hören und auch selbst nichts schauen können.
Glaubt Ihr denn, Menschen, dass nun Gott um dieses Eures
tiefen Sturzes wegen die vollkommenen Gesetze in der Schöpfung umstößt, nur um
Euch zu dienen, Eure Fehler selbst zu überbrücken, Eure Geistesträgheit
auszugleichen? Die Vollkommenheit seiner Gesetze in der Schöpfung ist und
bleibt stets unantastbar, unveränderlich; denn sie tragen den Heiligen Willen
Gottes! So werden sich nun auch die großen Kündungen, die Ihr erwartet, nie
anders auf der Erde hier vollziehen können als in jener Form, die Ihr schon
lange kennt, die Ihr auch anerkennt, sofern sie weit zurückliegen.
Ein sogenannter guter Christ würde den Menschen
ohne weiteres mit Gotteslästerer bezeichnen und einen großen Sünder in ihm
sehen, der es wagen wollte, zu behaupten, die Verkündung der Geburt des
Gottessohnes Jesus an die Hirten sei ein Märchen. Doch der gleiche gute Christ
weist die Verkündungen jetziger Zeit zurück mit eifernder Entrüstung, trotzdem
diese auf gleiche Weise durch dazu Begnadete gegeben sind, und nennt die
Überbringer ohne weiteres auch Gotteslästerer, in den günstigsten Fällen
vielleicht nur Phantasten oder Angekränkelte, vielfach Irregeleitete. Überlegt
Euch aber selbst, wo ist da ein gesundes Denken, wo strenge Folgerung und wo
Gerechtigkeit?
Einseitig und krankhaft begrenzt sind diese Anschauungen
strenger Gläubigen, wie sie sich gerne selbst bezeichnen. Doch in den meisten
Fällen ist es Trägheit ihres Geistes und die daraus immer folgernde
menschliche Dünkelhaftigkeit der geistig Schwachen, die Mühe haben, sich
wenigstens zum Schein noch an einen einmal erlernten, niemals aber wirklich in
sich erlebten Punkt früheren Geschehens krampfhaft anzuklammern, zu
einem Fortschreiten ihres Geistes aber überhaupt nicht fähig sind und deshalb
alle neuen Offenbarungen ablehnen. Wer von den Gläubigen hat überhaupt die
Größe Gottes schon erahnt, welche in dem Geschehen liegt, das sich in jener
Weihenacht durch die Geburt des Gottessohnes still vollzog. Wer ahnt die
Gnade, die der Erde damit als Geschenk zu Teil geworden ist!
Damals war Jubel in den Sphären, heute Trauer. Nur auf
der Erde sucht so mancher Mensch sich eine Freude zu bereiten oder
anderen. Doch dies ist alles nicht in jenem Sinne, wie es sein müsste, wenn das
Erkennen oder überhaupt der wahre Gottbegriff im Menschengeist sich regen
würde. Bei der geringsten Ahnung von der Wirklichkeit würde es allen Menschen
wie den Hirten gehen, ja, es könnte ob der Größe gar nicht anders sein: sie
würden sofort auf die Knie sinken … aus Furcht! Denn im Erahnen müsste
ja die Furcht als erstes machtvoll auferstehen und den Menschen niederzwingen,
weil mit dem Erahnen Gottes auch die große Schuld sich zeigt, welche der Mensch
auf Erden auf sich lud, allein in seiner gleichgiltigen Art, wie er die Gottesgnaden
für sich nimmt und nichts im Dienste Gottes wirklich dafür tut!
Wie sonderbar ist es doch, dass ein jeder Mensch, welcher
das Weihnachtsfest so einmal ausnahmsweise so richtig einmal auf sich wirken
lassen will, versucht, sich dabei in die Kindheit zu versetzen! Das ist doch
deutlich genug als ein Zeichen dafür anzusehen, dass er gar nicht fähig
ist, als ein Erwachsener das Weihnachtsfest mit der Empfindung zu
erleben! Es ist Beweis dafür, dass er etwas verloren hat, was er als
Kind besaß! Warum gibt das den Menschen nicht zu denken!
Wieder ist es Geistesträgheit, die sie daran hindert,
sich mit diesen Dingen ernstlich zu befassen. »Das ist für Kinder«, denken sie,
und die Erwachsenen haben dazu gar keine Zeit! Sie müssen Ernsteres durchdenken.
Ernsteres! Mit diesem Ernsteren meinen sie nur die Jagd nach Erdendingen, also
Arbeit des Verstandes! Der Verstand drängt schnell Erinnerungen weit zurück, um
nicht den Vorrang zu verlieren, wenn der Empfindung einmal Raum gegeben wird! In
allen diesen anscheinend so kleinen Tatsachen würden die größten Dinge
zu erkennen sein, wenn der Verstand nur Zeit dazu gewährt. Aber er hat die
Oberhand und kämpft darum mit aller List und Tücke.
Das heißt, nicht er, sondern in Wirklichkeit kämpft das,
was ihn als Werkzeug nützt und hinter ihm sich birgt: das Dunkel! Es will das
Licht nicht finden lassen in Erinnerungen. Und wie der Geist darnach verlangt,
das Licht zu finden, neue Kraft aus ihm zu schöpfen, erkennt Ihr daran, dass
mit den Erinnerungen an des Kindes Weihenacht auch eine unbestimmte, fast wehe
Sehnsucht erwacht, die viele Menschen vorübergehend weich zu stimmen fähig
ist. Dieses Weichstimmen könnte der beste Boden zum Erwachen werden,
wenn er genützt würde, sofort und auch mit aller Kraft!
Aber leider kommen die Erwachsenen dabei nur noch in
Träumereien, wobei die aufsteigende Kraft vergeudet wird, verspielt. Und in den
Träumereien geht auch die Gelegenheit vorüber, ohne Nutzen bringen zu können
oder verwendet worden zu sein. Selbst wenn so mancher Mensch dabei einige
Tränen fließen lässt, er schämt sich derer, sucht sie zu verbergen, rafft sich
auf mit einem körperlichen Ruck, in dem so oft ein unbewusster Trotz erkennbar
wird. Wie vieles könnten Menschen bei dem allem lernen. Nicht umsonst webt sich
in die Erinnerungen an die Kindheit eine leise Wehmut mit hinein. Es ist das unbewusste
Nachempfinden, dass etwas verloren ist, was eine Leere hinterlassen hat,
Unfähigkeit, noch kindlich zu empfinden.
Ihr aber habt doch sicher oft bemerkt, wie herrlich und
erfrischend jeder Mensch allein durch seine Gegenwart im stillen wirkt, dem aus
den Augen hier und da ein kindlich Leuchten springt. Der Erwachsene
darf nicht vergessen, dass das Kindliche nicht kindisch ist. Nun wisst Ihr aber
nicht, woher das Kindliche so wirken kann, was es überhaupt ist! Und warum
Jesus sagte: »Werdet wie die Kinder!«
Um zu ergründen, was kindlich ist, müsst Ihr erst klar
darüber sein, dass das Kindliche durchaus nicht an das Kind an sich gebunden
ist. Ihr kennt doch sicherlich selbst Kinder, denen das eigentlich schöne
Kindliche fehlt! Es gibt also Kinder ohne Kindlichkeit! Ein boshaftes Kind
wird nie kindlich wirken, ebensowenig ein ungezogenes, eigentlich unerzogenes!
Daraus ergibt sich klar, dass Kindlichkeit und Kind zwei für sich selbständige
Dinge sind.
Das, was auf Erden kindlich heißt, ist ein Zweig der
Wirkung aus der Reinheit! Reinheit in höherem, nicht nur
irdisch-menschlichem Sinne. Der Mensch, welcher im Strahl göttlicher Reinheit
lebt, welcher dem Strahl der Reinheit in sich Raum gewährt, hat damit auch das
Kindliche erworben, sei es nun noch im Kindesalter oder schon als ein
Erwachsener. Kindlichkeit ist Ergebnis der inneren Reinheit, oder das Zeichen, dass
sich ein solcher Mensch der Reinheit ergeben hat, ihr dient. Das sind ja alles
nur verschiedene Ausdrucksarten, in Wirklichkeit aber immer dasselbe.
Also nur ein in sich reines Kind kann kindlich wirken,
und ein Erwachsener, der Reinheit in sich hegt. Deshalb wirkt er erfrischend
und belebend, erweckt auch Vertrauen! Und wo die wahre Reinheit ist, kann
auch die echte Liebe Einzug halten; denn die Gottesliebe wirkt im Strahl der
Reinheit. Der Strahl der Reinheit ist ihr Weg, auf dem sie schreitet. Sie wäre
nicht imstande, einen anderen zu gehen.
Wer nicht den Strahl der Reinheit in sich aufgenommen
hat, zu dem kann sich niemals der Strahl der Gottesliebe finden! Seid dessen
immer eingedenk und bringt als Weihnachtsgabe Euch den festen Vorsatz, der
Reinheit sich zu öffnen, dass zum Feste des Strahlenden Sternes, welches das
Fest der Rose in der Gottesliebe ist, der Strahl der Liebe auf dem Weg der
Reinheit zu Euch dringen kann!
Dann habt Ihr dieses Fest der Weihenacht so recht
gefeiert, wie es nach dem Willen Gottes ist! Ihr bringt damit den wahren
Dank für Gottes unfassbare Gnade, die er mit der Weihenacht der Erde immer
wieder gibt! Der Gottesdienste viele werden heute abgehalten, zur Erinnerung an
die Geburt des Gottessohnes.
Durcheilt im Geiste oder auch in der Erinnerung die
Kirchen aller Arten, lasst Euere Empfindung dabei sprechen und Ihr werdet Euch entschieden
abwenden von den Zusammenkünften, die man Gottesdienste nennt! Im ersten
Augenblicke ist der Mensch erstaunt, dass ich in dieser Weise spreche, er weiß
nicht, was ich damit sagen will.
Das alles aber nur, weil er sich bisher nie so weit bemühte,
einmal nachzudenken über das Wort »Gottesdienst« und dann einen Vergleich zu stellen
mit den Vorgängen, die man mit Gottesdienst bezeichnet. Ihr nahmt es einfach
hin wie vieles, was gewohnheitsmäßig seit Jahrhunderten besteht. Und doch ist
das Wort »Gottesdienst« so eindeutig, dass es in falschem Sinne gar nicht angewendet
werden kann, wenn der Mensch nicht Gewohnheit der Jahrhunderte gleichgiltig
immer wieder anstandslos entgegennimmt und weiterführt.
Was jetzt als Gottesdienst bezeichnet wird, ist in
dem besten Falle ein Gebet, verbunden mit menschlichen Ausdeutungsversuchen
jener Worte, die als vom Gottessohn gesprochen später erst von Menschenhand
geschrieben sind. An dieser Tatsache ist nichts zu ändern, kein Mensch kann
derartigen Äußerungen widersprechen, wenn er ehrlich bleiben will gegen sich
selbst und gegen das, was tatsächlich geschehen ist. Vor allen Dingen, wenn er
nicht zu träge bleibt, darüber gründlich nachzudenken, und nicht leere
Schlagreden als ihm von anderen gegeben zur Selbstentschuldigung gebraucht.
Und doch ist nun gerade das Wort »Gottesdienst« in seiner
Art viel zu lebendig und spricht durch sich selbst so deutlich zu den
Menschen, dass es bei nur einiger Empfindung kaum verwendet werden könnte für
die Art, die man nun heute noch damit bezeichnet, trotzdem der Erdenmensch sich
als weit vorgeschritten wähnt. Lebendig muss der Gottesdienst sich nun
gestalten, wenn das Wort zur Wirklichkeit erstehen soll mit allem, was es in
sich trägt. Es muss sich in dem Leben zeigen.
Wenn ich frage, was Ihr Menschen unter Dienst versteht,
also unter dem Dienen, so wird nicht einer sein, der anders darauf
antwortet als mit dem Worte: arbeiten! Das liegt ganz klar schon in dem
Worte »Dienst«, und etwas anderes kann man sich dabei gar nicht denken. Der
Gottesdienst auf Erden ist natürlich auch nichts anderes, als in dem
Sinne der Gesetze Gottes auf der Erde hier zu arbeiten, sich irdisch
darin schwingend zu betätigen.
Den Willen Gottes auf der Erde umzusetzen in die Tat! Und
daran fehlt es überall! Wer sucht denn Gott zu dienen in der Erdentätigkeit.
Ein jeder denkt dabei nur an sich selbst, zum Teil an die, welche ihm irdisch
nahestehen. Aber er glaubt, Gott zu dienen, wenn er zu ihm betet!
Überlegt Euch doch nur einmal selbst, worin nun
eigentlich das Gottesdienen dabei liegt? Es ist doch viel mehr alles andere als
dienen! So ist der eine Teil des heute sogenannten Gottesdienstes,
welcher das Gebet umschließt. Der andere, die Ausdeutung des Wortes, das
von Menschenhand geschrieben worden ist, kann wiederum doch nur als Lernen
angesehen werden für die, welche sich wirklich dabei mühen, ein Verständnis
davon zu gewinnen.
Die Gleichgiltigen und die Oberflächlichen kommen ja
sowieso nicht in Betracht. Gar nicht mit Unrecht spricht man, einen
Gottesdienst »besuchen«, oder diesem »beiwohnen«. Das sind die rechten
Ausdrücke dafür, die für sich selbst sprechen! Gottesdienst soll
der Mensch aber selbst ausführen und nicht abseits dabei stehen. »Bitten«
ist nicht Dienen; denn beim Bitten will der Mensch gewöhnlich etwas von Gott haben,
da soll Gott etwas für ihn tun, was ja schließlich weit entfernt ist vom
Begriffe »Dienen«.
Es hat also das Bitten und Gebet mit einem Gottesdienste
nichts zu tun. Das wird wohl ohne weiteres verständlich sein für jeden Menschen.
Es muss doch Sinn in allem liegen, was ein Mensch auf Erden tut, er kann die
ihm geschenkte Sprache nicht missbrauchen, wie er will, ohne dass es ihm
Schaden bringen würde. Dass er sich keine Kenntnisse erwarb über die Macht, die
auch im Menschenworte ruht, vermag ihn nicht davor zu schützen.
Es ist sein Fehler, wenn er es versäumt! Und er
ist dann den Auswirkungen einer falschen Wortanwendung unterworfen, was für ihn
zur Hemmung wird anstatt zur Förderung. Das selbsttätige Weben aller
Schöpfungsurgesetze macht nicht halt und zögert nicht vor den Versäumnissen der
Menschen, sondern alles in der Schöpfung Eingesetzte geht seinen Gang in unentwegtester
Genauigkeit.
Das ist es, was die Menschen nie bedenken und deshalb
auch zu ihrem Schaden nicht beachten. Selbst in den kleinsten, unscheinbarsten
Dingen wirkt es sich immer entsprechend aus. Die an sich falsche Bezeichnung
der Zusammenkünfte unter dem Namen »Gottesdienst« hat auch viel dazu
beigetragen, dass der wahre Gottesdienst von den Menschen nicht zur Ausführung
gebracht wurde, da ein jeder glaubte, schon genug getan zu haben, wenn er einem
solchen Gottesdienste beiwohnte, der niemals rechter Gottesdienst gewesen
ist. –
Nennt die Zusammenkünfte eine Stunde gemeinsamer Gottverehrung,
das würde dem Sinne wenigstens näherkommen und bis zu einem gewissen Grade
auch die Einsetzung von Sonderstunden dazu rechtfertigen, trotzdem die
Gottverehrung auch in jedem Blicke, allem Denken und Tun liegen und zum
Ausdruck kommen kann.
So mancher Mensch wird wohl nun denken, dass dies gar
nicht möglich ist, ohne gekünstelt zu erscheinen, zu gewollt. Dem ist jedoch
nicht so. Je mehr die wahre Gottverehrung zum Durchbruch kommt, desto
natürlicher wird der Mensch werden in allem seinem Tun, sogar in seinen
einfachsten Bewegungen. Er schwingt dann in ehrlichem Dank zu seinem Schöpfer
und genießt die Gnaden in der reinsten Form. Versetzt Euch heute nun,
zum Fest der Weihenacht, in irgendeinen der irdischen Gottesdienste. Jubelnder
Dank, Glückseligkeit sollte in jedem Worte schwingen für die Gnade, welche
Gott den Menschen einst damit erwies. Soweit man diese Gnade unter Menschen überhaupt
zu schätzen weiß; denn ganz die eigentliche Größe zu erfassen, bringt
der Menschengeist nicht fertig.
Doch da sucht man vergebens überall. Der frohe
Aufschwung zu den lichten Hohen fehlt! Von Dankesjubel keine Spur. Oft macht
sich sogar noch ein Druck bemerkbar, welcher seinen Ursprung in Enttäuschung
hat, die sich der Mensch nicht zu erklären weiß. Nur eins ist überall zu
finden, etwas, was die Art der Gottesdienste jeglicher Bekenntnisse wie mit dem
schärfsten Griffel eingemeißelt wiedergibt, kennzeichnet oder zu der hörbaren
Verkörperung all dessen zwingt, was in dem Gottesdienste schwingt: durch alle predigenden
Stimmen zieht es leiernd wie ein wehmütiger Klang, der in der andauernden Wiederholung
müde macht und wie ein grauer Schleier sich auf einschlafende Seelen legt.
Trotzdem klingt es dabei auch manchmal wie verstecktes
Klagen um etwas Verlorenes! Oder um Nichtgefundenes! Gehet selbst hin und
höret. Überall werdet Ihr dieses Sonderbare, Auffallende finden! Es ist den
Menschen nicht bewusst, sondern, mit den Gebrauchsworten zu sprechen: es ergibt
sich so! Und darin ruht Wahrheit. Es ergibt sich von dem Redner ungewollt und
zeigt ganz deutlich, in welcher Art das Ganze schwingt. Von freudigem
Aufwärtsschwingen kann da keine Rede sein, auch nicht von flammendem
Emporlodern, sondern es ist wie trübes, mattes Schwelen, das die Kraft nicht
aufbringt, frei nach oben durchzustoßen.
Wo sich der Sprechende dabei nicht von dem trüben, matten
Schwingen dieser Gottesdienste »tragen« lässt, wenn er von diesem unberührt
verbleibt, was gleichbedeutend wäre mit gewisser Lauheit oder mit bewusstem
Abseitsstehen, dort werden alle Worte salbungsvoll erscheinen, was
tönendem Erze gleichzuachten ist, kalt, ohne Wärme, ohne Überzeugung.
In beiden Fällen fehlt die Glut der Überzeugung, fehlt
die Kraft sieghaften Wissens, das in jubelndem Frohlocken allen Nebenmenschen
davon künden will! Wenn wie in dem Worte »Gottesdienst« eine irreführende
Bezeichnung angewendet wird für etwas, dessen Inhalt anders ist, als das Wort
besagt, so wirkt sich dieser Fehler aus.
Die Kraft, die dabei sein könnte, wird schon von
vornherein durch Anwendung einer falschen Bezeichnung zerbrochen, es kann kein
eigentliches, einheitliches Schwingen aufleben, weil durch das bezeichnende
Wort ein anderer Begriff entstand, der sich dann nicht erfüllt. Es steht die
Durchführung des Gottesdienstes im Widerspruch zu dem, was in dem innersten Empfinden
eines jeden Menschengeistes das Wort »Gottesdienst« als Bild erstehen lässt.
Geht hin und lernet, und Ihr werdet bald erkennen, wo
Euch wahres Lebensbrot geboten wird. Vor allen Dingen nützet die gemeinsamen
Zusammenkünfte als die Stunden weihevoller Gottverehrung. Gottesdienst
aber zeigt in dem ganzen Wirken Eures Seins, im Leben selbst; denn damit
sollt Ihr Eurem Schöpfer dienen, dankbar, jubelnd für die Gnade, sein
zu dürfen! Macht alles, was Ihr denkt und tut, zu einem Gottesdienen! Dann
wird es Euch den Frieden bringen, den Ihr Euch ersehnt. Und wenn die
Menschen Euch auch arg bedrängen, sei es nun aus Neid, aus Bosheit oder
niedrigen Gepflogenheiten, Ihr tragt den Frieden in Euch immerdar, und
er wird Euch zuletzt auch alles Schwere überwinden lassen!
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