Am Morgen falte ich die Hände, um zu Gott zu beten. Mir fiel gerade nichts ein, was ich sagen könnte, also sagte ich: Ich will nichts erbitten oder Dich um etwas anflehen. Du weißt, was ich benötige; ich will Dich nur anbeten... und dann sah ich im Geiste in mich hinein und stellte mir vor, wie ich einen Kehraus in mir machte. Ich leerte alles in mir; fegte und wienerte, so dass ein leerer, heller und reiner Raum entstand.
Ein Raum, in den Gott einen Lichtstrahl von sich senden kann, weil er sich darin nicht mit irgendwelchen vorhanden Dingen beschmutzen wird. So kommt der Herr, schaut hinein, schaut sich um und sagt: Es ist Platz, um es mit etwas zu befüllen nach meinem Wollen.
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Was ich auch sagen möchte ist, dass wir auch in unserem Leben ausmisten müssen. Es von Dingen leeren, die wir nicht (mehr) brauchen. Oft hat man im Keller oder auf dem Boden, ja in der Wohnung sogar Dinge herumliegen... Jahre bis Jahrzehnte. Dieser Ballast wird mitgeschleppt. Der Herr sieht, dass wir schon fünf oder sechs Winterjacken haben - warum sollte er uns noch eine siebte Jahre schenken?
Ich habe in meinem Leben bei Null angefangen. Ich hatte nichts, außer dem Allernötigsten zum Leben, aber genau das wurde mir immer gegeben vom Leben. Vom LEBEN selbst. Von DEM, der das LEBEN ist. Ich hatte immer ein Stück Brot und etwas zu Trinken zuhause und niemals musste ich nackt durch die Gegend laufen.
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Spontan - jetzt in diesem Augenblick - fallen mir Flüchtlingstrecks im Winter ein. Wie sie tagelang in tiefestem Winter durch die Gegend gehetzt wurden. Mit oft weniger als dem, was man eigentlich zum Leben braucht. Menschen, die teilweise am Wegesrand liegenblieben und erforern/verhungerten.
Was ist mit Jenen? Man kann sagen: Es war eine andere Zeit. Eine Zeit von Krieg und Zerstörung. Der einzige Trost, den man im Nachhinin mitgeben kann ist der, dass, weil Gott eben nicht in alles eingreift, weil Menschen ihren "freien" Willen haben - dass die Menschen, die so gewaltsam zu Tode gekommen sind, im Jenseits aufgehoben und getragen werden. Vielleicht war es zu der Zeit genau das, was sie noch erleben mussten, weil sie in früheren Leben oder auch in jenem Leben zuvor, Menschen ebenso grausam behandelt haben.
Das weiß nur Gott - aber es gibt darin keine Ungerechtigkeit.